Craniomandibuläre Dysfunktion – Deshalb sind Frauen verbissener

Eine Frau mit Kiefergelenksschmerzen und einem Schädelmodell

Was ist Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD?

Leider betrifft die Craniomandibuläre Dysfunktion Frauen besonders häufig. Die Craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD, ist ein Syndrom, das bei vielen Menschen auftritt. Cranium ist er Schädel. Mandibula ist der Unterkiefer.

Modell eines menschlichen Schaedels -Cranium - und eines Unterkiefers - Mandibula

Studien zeigen, dass rund 70 bis 80 Prozent der Betroffenen Frauen sind, während Männer etwa 20 bis 30 Prozent ausmachen. Doch warum ist das so? Als Osteopathin und Körperpsychotherapeutin möchte ich dir in diesem Beitrag einen umfassenden Überblick über CMD geben – von den Ursachen, Symptomen und einer Verbindung zum Beckenboden – bis hin zu einer effektiven Wahrnehmungs-Übung, die dir helfen kann, den Stress aus deinem Kiefer loszulassen.

Illustration von Schaedel und Unterkiefer mit dem Masseter-Kaumuskel

CMD ist eine Sammelbezeichnung für eine Vielzahl von Beschwerden, die das Kiefergelenk und die Kaumuskulatur betreffen. Diese Beschwerden können sich auf ganz unterschiedliche Weise äußern, von Schmerzen im Kieferbereich bis hin zu Verspannungen im Nacken, Kopfschmerzen oder sogar Schwindel.

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Warum sind Frauen häufiger betroffen?

Die Forschung, sowie meine Erfahrung aus der Praxis, nennt mehrere Gründe:

A. Hormone

Hormone spielen bei der Muskelspannung eine Rolle. Das betrifft auch den Kiefer. Insbesondere das Hormon Östrogen scheint hierbei eine entscheidende Rolle zu spielen. Schwankungen im Hormonspiegel, etwa während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, können muskuläre Verspannungen begünstigen. Das erklärt, warum Frauen häufiger an Craniomandibulärer Dysfunktion leiden.

B. Stressempfänglichkeit

Frauen neigen dazu, gestresster zu reagieren. Und machen sich auch mit eigenem Perfektionismus Druck. Zumal Frauen oft auch noch mehr Rollenanforderungen, mehr Aufgaben erfüllen, als Männer. Das führt zu Stress und das ist ein wesentlicher Faktor bei Craniomandibulären Dysfunktion. So verspannen sich oft unbemerkt die Kaumuskeln, und es kommt zu noch mehr Druck auf das Kiefergelenk.

Modell von Kranium und Mandibular mit Kiefergelenk und Kaumuskel

C: Mehr Emotionen, mehr Unterdrückung unerwünschter Emotionen

Frauen wird nachgesagt, dass sie „näher an ihren Emotionen sind“ als Männer. Doch gelten viele dieser Emotionen, vor allem die als negativ gewerteten, wie Wut und Angst, in den meisten Alltagssituation als nicht gesellschaftsfähig. Oder sind tatsächlich nicht besonders hilfreich. Und werden dann massiv unterdrückt. Bevor sie ausgedrückt – oder auch nur gefühlt – werden.

D: Weniger Verteidigungskraft und eine Öffnung mehr

Frauen haben, zumindest im Durchschnitt, weniger Kraft in den Armen und Beinen als Männer. Und doch haben sie eine Körperöffnung mehr. Sind also verletzlicher.

„Frauen sind bedrohungsempfindlicher.“ Jordan Peterson, kanadischer Psychologe

So versuchen Frauen über ihre Kiefermuskeln den Beckenboden zu kontrollieren. Grundsätzlich keine schlechte Idee, denn der Masseter ist der stärkste Muskel des Körpers, bezogen auf die Quadratzentimeter, und hat so eine große Reichweite. Doch dann wiederum auch ein Teufelskreis. Denn die Anspannung in den Kiefermuskeln führt zu Spannung im Kiefer und zu Desensibilisierung und Unbeweglichkeit im Beckenboden.

Illustration des Beckens von Mann und Frau bezogen auf Beckenboden und Oeffnungen

Craniomandibuläre Dysfunktion in der Körperpsychotherapie

Dr. Dr. Jack Lee Rosenberg war zunächst Zahnarzt. In seiner Tätigkeit fiel ihm auf, dass Menschen, deren Kiefermuskulatur verspannt ist, eben auch dysfunktionale Spannungen im Becken haben. Was letztlich Konsequenzen auf die Lebens- und Genussqualität hat.

Er machte noch seinen Doktor in Psychologie und entwickelte die Integrative Körperpsychotherapie.

Ein wirklich ganzheitlicher Ansatz der Psychotherapie.

Übung für die Kiefermuskulatur-Beckenboden-Achse

Die einfache Übung, die du machen kannst:

Stufe 1: Stelle dich auf, Füße etwa hüftbreit auseinander, locker in den Knien. Spüre jetzt erstmal deinen Beckenboden.

Stufe 2: Jetzt beiß mal die Zähne zusammen, ganz feste. Bis wohin spürst du die Anspannung? Dann lass das alles los. Schüttel dich. 

Stufe 3: Du atmest durch die Nase, entspannst dabei sämtliche Kaumuskeln. Jetzt spürst du einfach mal nach ob du, unabhängig von der Spannung im Kiefergelenk, deinen Beckenboden spüren kannst und  bewegen kannst.

(Hier unter diesem Link findest du Bewegungsübungen für den Beckenboden.) Was hast du jetzt für ein anderes Gefühl, wenn du deine Kiefermuskulatur bewusst locker lässt?

Das Kiefergelenk als Tor zum Bewusstsein

Du kannst über dein Kiefergelenk im Alltag spüren, wie viel Stress du kontrollieren möchtest.  Denn:

„Spannung maskiert Empfindung.“ Nancy Stark Smith, US-amerikanische Tänzerin

Insofern siehst du, was du alles bewirken kannst, indem du deinen Kiefer loslässt.

Du spürst mehr, du bist lebendiger, du bist präsenter. Wenn du meinst, den Kiefer anspannen zu müssen, steht dir das immer noch frei. Nur dann eben nicht mehr unbewusst. Mach es dann bewusst. 

Verschwende deine Kraft und deinen Spürsinn nicht in falsche Kontrolle. Sondern nutze deine Kiefergelenksmuskulatur als Barometer für wahres Bewusstsein, mehr Energie und mehr Lebenslust.

Gleich, ob du das für dich alleine machen möchtest oder direkt einen Termin für Osteopathie oder ein erstes Gespräch für Körperpsychotherapie ausmachen möchtest.

Susanne Hake

Praxis für Osteopathie,

Körperpsychotherapie

und Coaching

Susanne-Hake-Kopf-und-Torso-vor-Himmel-als-Hintergrund

Foto: dpa.com/Silas.Stein

Entspannter leistungsfähig:

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