Erklärungen aus Wissenschaft, Religionen und Körperpsychotherapie

Weisst du, wo sich deine Seele gerade befindet? Der Begriff „Seele“ ist eines der am meisten diskutierten und am wenigsten greifbaren Konzepte. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die spannendsten Theorien aus der Wissenschaft, den großen Weltreligionen und der Körperpsychotherapie. Was bedeutet „Seele“, und wie können wir sie – falls überhaupt möglich – lokalisieren?
Was ist die Seele?
Der Duden zählt insgesamt 8 Bedeutungen zu dem Begriff Seele. Hier die wichtigsten Definitionen:
- Als Gesamtheit des Fühlen, Empfindens und Denkens eines Menschen (oft gleichgesetzt mit der Psyche).
- Als körperlosen, unsterblichen Teil des Menschen, der nach religiösem Glauben weiterlebt.
Schon in der Antike suchten Menschen nach dem Sitz der Seele. Die alten Griechen im Zwerchfell, weil sie dort den Atemimpuls wahrnahmen. Heute wird der Begriff oft mit „Bewusstsein“, „Geist“ oder „Psyche“ gleichgesetzt. Sie wurde in der Antike auch oft im Herzen verortet. Doch die Frage bleibt: Wo genau ist die Seele?
Die Seele aus wissenschaftlicher Sicht
Wissenschaftlich betrachtet ist der Begriff schwer fassbar. Forscher und Philosophen haben unterschiedliche Ansätze entwickelt, um dieses Mysterium zu verstehen.
Das Experiment von MacDougall (1907)
Der Arzt Duncan MacDougall behauptete 1907, die Seele wiege exakt 21 Gramm. Seine Methode war einfach: Er wog sterbende Menschen unmittelbar vor und nach ihrem Tod. Tatsächlich registrierte er einen minimalen Gewichtsverlust, den er der Seele zuschrieb. Diese Theorie wurde jedoch stark kritisiert, da sie weder reproduzierbar noch wissenschaftlich fundiert war.
Gehirn, Gefühle und Identität
Die moderne Neurowissenschaft sieht die Seele häufig als Produkt des Gehirns:
- Antonio D’Amasio, ein bekannter Neurowissenschaftler, betont, dass Gefühle und Identität stark mit dem Körper verbunden sind.
- Lisa Feldman Barrett erklärt, dass das Gehirn ständig Vorhersagen trifft – basierend auf Daten, die aus dem Körper stammen. Erfahrungen und Körpersignale spielen also eine zentrale Rolle.
Das Gehirn und der Körper arbeiten so eng zusammen, dass die Seele als Schnittstelle zwischen beiden verstanden werden könnte.
Weitere Studien zu diesem Thema findest du z. B. in den Werken von Gerald Hüther und Lisa Feldman Barrett.
Die Seele in den großen Religionen
Religionen weltweit haben unterschiedliche Auffassungen von der Seele, ihrem Sitz und ihrer Bedeutung.
Christentum
Im Christentum wird sie als individueller und unsterblicher Teil des Menschen betrachtet. Die Bibel gibt jedoch keinen klaren Hinweis darauf, wo sich die Seele befindet. Stattdessen betont sie ihre Unabhängigkeit vom Körper.
- Matthäus 10, 28: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können.“
- 1. Korinther 15, 44: „Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“
Die Mystikerin Teresa von Avila beschrieb die Seele als eine „innere Burg mit vielen Kammern“, in denen Gott wohnt.
Islam
Im Islam gilt die Seele („Nafs“) als direkter Hauch Gottes. Sie ist unsterblich und kehrt nach dem Tod zu Gott zurück. Der Koran sieht die Seele als zentrale Essenz des Menschen, die von Gott selbst eingehaucht wird.
Hinduismus
Im Hinduismus wird die Seele („Atman“) als unsterblicher Teil betrachtet, der in die universelle Seele („Brahman“) eingeht. Der Ort für Atman wird oft mit dem achten Chakra über dem Scheitelpunkt des Kopfes in Verbindung gebracht. Ziel ist es, durch das Öffnen der Chakren die Seele zu befreien.
Buddhismus
Im Gegensatz zu anderen Religionen lehnt der Buddhismus das Seelen-Konzept ab. Stattdessen wird hier von „Anatta“, der „Nicht-Seele“ gesprochen, und betont, dass alles vergänglich und im ständigen Wandel begriffen ist.
Die Seele in der Körperpsychotherapie
In der Körperpsychotherapie steht weniger die unsterbliche Seele im Vordergrund, sondern der individuelle Wesenskern, der eben oft auch körperlich spürbar ist.
Jack Lee Rosenbergs Ansatz
Der Psychotherapeut Jack Lee Rosenberg beschrieb die Seele als eine Art „I am“-Gefühl („Ich bin“), das sich oberhalb des Herzchakras lokalisieren lässt. Durch Atem- und Bewegungsübungen wird dieser innere Kern spürbar. Es geht dabei weniger um metaphysische Konzepte, sondern um ein Selbstgefühl, das im Körper verankert ist.
Die Rolle des Körpers
Moderne Ansätze der Körperpsychotherapie, wie sie auch von Antonio D’Amasio und anderen erforscht wurden, zeigen, dass Gefühle und Identität nicht isoliert im Gehirn entstehen, sondern stark vom Körper beeinflusst werden.
Fazit: Wo ist sie denn nun?
Die Frage nach dem Sitz der Seele bleibt offen. Wissenschaftler verorten sie im Gehirn und im Körper, Religionen sprechen von einem unsterblichen Kern, und die Körperpsychotherapie beschreibt sie als spürbares Selbstgefühl.
Vielleicht ist es weniger wichtig, einen festen Ort für sie zu finden, sondern vielmehr, sie zu erleben und mit ihr in Kontakt zu treten – sei es durch Reflexion, spirituelle Praktiken oder körperzentrierte Ansätze.Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie Körperpsychotherapie dich dabei unterstützen kann, dein Selbstgefühl zu stärken und entspannter leistungsfähig zu bleiben, schaue dich gerne auf meiner Webseite nach integrative Körperpsychotherapie (IBP) um oder kontaktiere mich direkt.