Vor ein paar Tagen trat, so Spiegel Online, ein schwedischer Politiker zurück. Letztlich deshalb, weil er einer Journalistin nicht die Hand geben wollte.
Ich selber hätte mir im Laufe meines Lebens auch gerne ein paar Händedrücke erspart. Zuletzt den bei einer englischsprachigen Veranstaltung in der Technischen Universität vor ein paar Wochen. Ich war ehrenamtlich da, kannte die wenigsten der anderen TeilnehmerInnen. Klar, dass ’shake hands‘ dazugehört. Ein älterer, eher unauffälliger Mann, der zumindest nicht gleich aussah wie direkt aus dem Wrestlingring, nahm meine Hand. Und drückte derart zu, dass ich nicht nur an Ort und Stelle, sondern vor allem auch zwei Tage später noch Schmerzen hatte. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich ihm den Handschlag definitiv verweigert.
Handschlag-Brutalität ist nicht geschlechtsspezifisch
Ein paar Jahre vorher bekam ich von einer Frau, von einer Mitarbeiterin der Freien Universität, einen ähnlich groben Händedruck. Ich schrie gleich auf, insofern konnte ich den Schmerz wohl gleich ausdrücken und litt nicht tagelang darunter. Inzwischen halte ich jeden Handschlag für ein potentielles Verletzungs-Risiko.
Ich selber habe gelegentlich kalte Hände. Nicht weil ich ich kein warmes Herz oder heißes Blut, sondern weil ich niedrigen Blutdruck und lange Arme habe. Das ist mir, als die Hand Gebende, dann unangenehm.
Handschlag wissenschaftlich
Ein amerikanischer Autokonzern beauftragte vor ein paar Jahren Geoffrey Beattie, Psychologieprofessor an der Universität Manchester, die Formel für den idealen Handschlag zu berechnen. Inklusive Augenkontakt, Körperhaltung und Distanz zum Gegenüber. Eine Zeit lang, so kann ich mich erinnern, wurde Politikern und Geschäftsleuten empfohlen, darauf zu achten, dass die eigene Hand beim Händedruck oben zu liegen kommt. Davon wird inzwischen glücklicherweise abgeraten. Derartiges Statusgebahren, zumal kombiniert mit festem Druck, wirkt dann wohl doch allzu durchsichtig und letztlich abstoßend. Asiaten bevorzugen übrigens besonders das sanfte, empfangende Hand geben, US-Amerikaner den ‚firm hand shake‘, während Mitteleuropäer den Mittelweg wählen. Die meisten jedenfalls.