Haben Männer eine beweglichere Zwerchfellregion als Frauen? Und: reagieren Männer und Frauen jeweils anders auf osteopathische Behandlung des Zwerchfells?
Das waren die zwei Forschungsfragen, mit denen ich mich seit über 5 Jahren beschäftigte. Was du davon hast? Eine befreiende Zwerchfellübung, die ich dabei entwickelte.
Vorbereitung der Studie
Nach einigen Recherchen beschloss ich, die Studie selbst in die Hand zu nehmen. Als Erfahrungsstudie mit 40 Neupatient:innen, davon 20 Frauen und 20 Männer zwischen 16 und 64.
Aufbau der Studie zum Zwerchfell
Bei meinen Neupatient:innen prüfte ich zunächst über die Seitbewegung in Rückenlage:
1. wie weit der untere Brustkorb und damit die dort hinten an der 12. Rippe und vorne an der 7. Rippe und am Schwertfortsatz des Brustbeins und den oberen Lendenwirbeln angebrachte querverlaufende Muskelsehnenplatte Zwerchfell sich nach rechts und links bewegen lässt.
2. wendete ich 2 osteopathische Techniken zum Zwerchfell befreien für jeweils 1 Minute an.
3. prüfte ich anschließend, ob die Beweglichkeit des unteren Brustkorbs (und damit des Zwerchfells) sich jeweils geändert hatte
Darüber mehr später.
Die Zwerchfellbefreiungs-Übung mit Vorbereitung
Jetzt erstmal die Übung, die daraus resultiert. Nicht passiv und in Rückenlage, wie bei meinen Patienten und Patientinnen, sondern aktiv und im Stehen.
Frage bitte vorher deine Behandlerin, wenn du Vorerkrankungen hast.
Die drei Vorbereitungsübungen
Du kannst dir davon eine aussuchen oder alle drei hintereinander machen.
Erste Vorbereitungsübung zum Zwerchfell befreien
Stell dich entspannt und aufrecht hin, leicht gebeugt in den Knien, die Füße hüftweit voneinander entfernt. Dann beginnst du Hüfte und Becken nach rechts und links zu rotieren, die Wirbelsäule und der Kopf drehen mit. Die Arme und Hände schwingen mit.
Vielleicht kennst du diese Übung auch aus dem Tai Chi oder Qi Gong.
Mache sie etwa 1 Minute lang.
Zweite Vorbereitungsübung für den Zwerchfellbereich
Du bleibst in der Haltung stehen, nimmst die Hände seitlich an die Hüften und beginnst kreisförmige Bewegung mit deinem Becken. So als würdest du diesen Kreis wie einen Hula Hoop-Reifen um deinen Beckenbereich beschreiben. Möglichst rund. Wie eine Uhr in die eine Richtung. Und dann in die andere Richtung. Es bewegt sich: Deine Lendenwirbelsäule, dein Kreuzbein, dein Becken und deine Hüften.
Am besten: Auch eine Minute lang
Dritte Vorbereitungsübung
Du bleibst in der Haltung stehen und beschreibst jetzt statt eines liegenden Kreises, eine liegende 8, also: ∞ Wobei die Schnittstelle der ∞ durch deine Körpermitte geht. Ein Kreis rechts geht hier also in den Kreis links über.
Die Zwerchfellbefreiungs-Übung
Hier ist sie: Du beschreibst jetzt einfach die ∞, die du auf Hüfthöhe gemacht hast, eine Etage höher auf Höhe des unteren Brustkorbes. Du bleibst dafür stehen wie bisher, legst jedoch deine Hände seitlich an den unteren Rippenbogen. Anfangs kannst du die Bewegung mit den Händen von hier aus etwas führen. Du wirst spüren, wie Bewegung in deine Brust- und Lendenwirbel, deine Rippen und dein Brustbein und nicht zuletzt in dein Zwerchfell kommt.
Also: die liegende 8 – ∞ – auf dieser Höhe. Und dabei dann ruhig auch mal die Richtung wechseln. Beginne vielleicht mit 30 Sekunden bis 1 Minute.
Dann schüttel die Arme aus und spüre nach. Was ist jetzt anders?
Studie und Hypothese
Ich hatte auf der Hypothese aufgebaut, dass Frauen ein angespannteres Zwerchfell haben als Männer. Wie kam ich darauf? Weil Frauen öfter an Kiefergelenksmuskulaturspannung leiden. An Kraniomandibulärer Dysfunktion, kurz: CMD. Eine Anspannung, die bis hin zum Beckenboden führt.
Das Ergebnis der Studie überraschte mich insofern, dass kein Unterschied zwischen der Spannung des Zwerchfells bei Männern und Frauen herauskam. Und auch auf die Behandlung reagierten Männer- und Frauenzwerchfälle ähnlich. Es ergab jeweils eine Verbesserung, manchmal sogar signifikant. Der wesentliche Unterschied war, Dass die Zwerchfellbehandlung bei Frauen offenbar emotionaler wirkte.
Jedenfalls sagten die Frauen mir anschließend – ungefragt – Worte wie: „Ich kann besser atmen“, „Ich habe das Gefühl, es fließt alles besser ab.“ oder „Das ist ja jetzt wirklich viel weicher“. Und eine ließ sogar ihren Tränen freien Lauf. Auch eine positive Wirkung.
Doch apropos Tränen: Die nächste Forschungsfrage wird sein, können Frauen mit befreitem Zwerchfell besser lachen?
Du möchtest auch dein Zwerchfell befreien? Doch lieber erstmal passiv? Dann mache gleich hier einen Osteopathie-Termin aus.
