Aha-Erlebnis – Einsicht, Witz und Werbespot

Storytelling Teil 4: Pointiert, überraschend und denkbar kurz

Ein explosiver Aha-Moment im Comic-Stil

Der Begriff AHA-Erlebnis wurde von dem Psychologen Karl Bühler Anfang des letzten Jahrhunderts geprägt: Das schlagartige Erkennen eines gesuchten, doch vorher unbekannten Sinnzusammenhangs. Oprah definierte den Aha-Moment im Jahr 2012 als er in das englisch-sprachige Merriam-Webster-Dictionary aufgenommen wurde, ähnlich:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Aha – Euphorie des Erkennens

Ein Eureka-Moment, wie der als Archimedes, während er in ein öffentliches Bad einstieg, merkte, dass dabei der Wasserpegel stieg. Und so erkannte, dass das Volumen eines Objekts einfach durch das Eintauchen in Wasser zu berechnen ist. Ein euphorisches Gefühl dieses „Heureka“, das er dann angeblich ausrief und das mit „Ich habe es gefunden“ übersetzt wird.

Beim Lernen spielt das Aha-Erlebnis eine entscheidende Rolle. So überraschend sie auch auftreten, so belebend sind sie. Sie prägen sich in’s Gedächtnis ein, motivieren dranzubleiben, weiterzulernen, offen zu sein für noch neuere Erkenntnisse.

Aha und Bisoziation bei Arthur Koestler

Nach Arthur Koestler, Autor von The Act of Creation, ist ein Aha-Erlebnis die Folge einer einer Bisoziation – ein neues verbindendes Element aus zwei vorab verschiedenen Bereichen. Im Gegensatz zur Assoziation, die einfach nur in eine Richtung funktioniert. Diese Bisoziationen spielen nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Kreativität eine Rolle. Vom Kochen – Fusion-Küche – bis hin zum Storytelling.

In der Dramaturgie wird der Höhepunkt auch als Peripetie – Wendepunkt – bezeichnet. Hier erkennt der Held oder die Heldin etwas Neues, Überraschendes. Gutes dramatisches Handwerk zeichnet sich dadurch aus, dass diese Erkenntnis, vielleicht durch Außen inspiriert, aus dem Inneren wächst und nicht von Außen aufgezwungen wird. Jedenfalls quittiert das Publikum ein Stück einen Film als nachvollziehbarer, wenn dem so ist. Statt ein „Deus ex Machina“, ein Gott aus der Maschine, der das Stück zum Ende hin zusammenschnürt.

Die Pointe als Aha-Erlebnis

Die Pointe eines Witzes kann, nach Koestler, ebenfalls als Bisoziation gesehen werden. Ein Spiegelartikel aus dem Jahr 1964 liefert dazu folgenden Witz:

„Zwei Gefängniswärter spielen mit einem Sträfling Karten. Als sie merken, daß der Sträfling mogelt, werfen sie ihn aus dem Gefängnis.“

Da habe ich einen besseren und noch knapper, aber leider nur auf Englisch möglich. Bitte laut und auf englisch vorlesen:

„Why is 6 afraid of 7?“ „7, 8, 9!“

Tatsächlich kann ein Witz humorakademisch so betrachtet werden, dass er aus 2 Geschichten besteht. Mit der ersten Story wird eine ERWARTUNG (Set-up) aufgebaut. Über einen „Connector“ (ein doppeldeutiges Wort beispielsweise) entsteht − ÜBERRASCHUNG (Punch) – Aha! – eine zweite Geschichte, eine neue Interpretationsmöglichkeit des verbindenden Elements.

Dramaturgie für Werbespots

Waren die Werbespots, als die Produktionskosten noch höher waren, unter anderem weil tatsächlich auf Film gedreht wurde, besser? Nicht unbedingt. Sie waren klischeebeladen, oft dämlich und eine Zumutung an den Geist des Publikums. Doch sie waren kürzer. Und waren so darauf angewiesen, schnell zu funktionieren. Wie ein Witz halt. Die Pointe war entweder das Produkt oder ein Produktvorteil, der überraschend ins Spiel kam. Und bestenfalls waren die Werbespots dadurch wirklich witzig.

Zumindest so sehr, dass es bis ins Jahr 2008 hinein eine vielgesehene Werbespot-TV-Sendung gab. Die hieß WWW- Die witzigsten Werbespots der Welt hieß und wurde freiwillig gesehen.

Vielleicht – bei allem Wandel – ein Zeichen dafür, dass in der Werbung Kürze Würze ist. Nämlich: Langes Storytelling für Kommerz zumindest wirklich gut gemacht sein muss, um zu unterhalten, zu berühren oder zu überzeugen. Denn leicht passiert es und Goethe hat schon wieder Recht: „So fühlt man Absicht und man ist verstimmt.“

Susanne Hake

Praxis für Osteopathie,

Körperpsychotherapie

und Coaching

Susanne-Hake-Kopf-und-Torso-vor-Himmel-als-Hintergrund

Foto: dpa.com/Silas.Stein

Entspannter leistungsfähig:

Das könnte dich auch interessieren