CMD, die Abkürzung von kraniomanibulärer Dysfunktion, bedeutet: Die gelenkige Verbindung von Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula) funktioniert nicht mehr optimal.
Doch die Beschwerden einer solchen sind eben oft nicht direkt am Kiefergelenk. Sie reichen von Zahn- und Kopfschmerzen und Migräne über Ohrenprobleme wie Tinnitus und Schwindel bis hin zu Schlafstörungen*. Also „Kiefergelenksstörungen“ ist da fast zu simpel formuliert. Deshalb wird CMD im englischen oft auch als The Big Impostor – der große Schwindler – bezeichnet. Derart trickreich sind seine irreführenden Verstecke.
Frauen sind von CMD häufiger betroffen als Männer. Negativer chronischer Stress ist jedoch geschlechtsneutral – und führt ebenso zu kraniomandibulären Dysfunktionen.
CMD in der Integrativen Körperpsychotherapie
Der Entwickler der Integrativen Körperpsychotherapie – Integrative Body Psychotherapy (IBP) – Jack Lee Rosenberg arbeitete zunächst als Zahnarzt. Dabei stellte er fest, dass sein Klientel mit Kieferverspannungen oft auch Spannungen im Bauch und Beckenbereich hatte.
Mit einem anschließenden Psychologiestudium und jahrelanger Praxis verdeutlichte sich, dass CMD, zwar nicht für Command, jedoch sehr wohl für Control stehen könnte.
Die Kiefermuskulatur wird eben nicht nur zum Beißen und Kauen eingesetzt. Sondern auch, um Gefühle zu unterdrücken. Zum Beispiel aggressive, jedoch auch erotische Impulse.
CMD in der Osteopathie
Zu kaum einem Thema gibt es in der Osteopathie so viele unterschiedliche Fortbildungen wie zum Kiefergelenk. Weil es so viele Patient:innen betrifft? Weil die Schulmedizin nicht weiter kommt?
Kaum. Denn für mich machen – nach der dritten CMD-Fortbildung – Kategorien Sinn, die auch manchen Zahnmediziner:innen nicht fremd sind:
Demnach sind Kiefergelenksprobleme nicht immer gleich kraniomandibuläre Dysfunktion.
Ein im Rahmen einer Schlägerei oder eines Unfalls stark beschädigtes Kiefergelenk wird zunächst wie jede andere mögliche Fraktur behandelt: Und gehört zunächst geröntgt.
Verschleißerscheinungen im Gelenk, meist Arthrose, werden nach diesem Modell auch nicht gleich in die Kategorie CMD eingeordnet.
Erst mit der dritten Kategorie kommen wir zu der titelgebenden Diagnose:
CMD – Die letzte Bastion der Kontrolle
Dieses Modell sieht die CMD-Problematik nicht im Gelenk selbst, sondern als von der umgebenden Muskulatur verursacht. Denn sie sind, zumindest relativ zu ihrer Größe, nicht nur die stärksten, sondern auch die hartnäckigsten. Sprichwörtlich: Temporalis-Muskel und Massetter-Muskel sind die letzten, die bei einer Narkose nachlassen. Und auch die ersten, die beim wieder daraus aufwachen ihre Arbeit aufnehmen.
Kein Wunder, dass ein verspannter Kiefer auch als Symptom der Manager:innen-Krankheit gilt.
Wenn Muskel und Knochen kämpfen…
Schon in meiner fünfjährigen Osteopathie-Grundausbildung lernte ich den Grundsatz, dass der Muskel den Zweikampf mit dem Knochen gewinnt. Wie Wasser den Stein höhlt. Denn ein verkürzter angespannter Muskel holt einen noch so befreiten Knochen zurück in die zu ihm, dem Muskel, passende Position.
Fazit: Für CMD gilt es also, einerseits Muskeln zu lösen. Dafür eignet sich Osteopathie. Und andererseits die hinter den Anspannungen der Muskulatur liegenden Fehlhaltungen und inneren und äußeren Stressoren. Dafür eignet sich Körperpsychotherapie.
Und ganzheitliches Coaching. Womit möchtest du, wenn überhaupt, beginnen?
Wenn Ihnen also der Biss fehlt:
* Die möglichen CMD-Symptome in alphabetischer Reihenfolge:
Augenflimmern/Lichthypersensibilität
Berührungsempfindlichkeit Kopf/Nacken/Schulter
Chronische Kopfschmerzen
Depressive Verstimmungen
Druck auf dem Kopf
Druck/Schmerzen hinter Augen
Eingeschränkte Mundöffnung
Einseitige Kopfschmerzen
Gelenkschmerzen
Gesichtsschmerzen
Hörminderung
Kauschwierigkeiten
Kiefergelenkschmerzen
Knacken des Kiefergelenks
Migräneattacken
Nacken- und Schulterverspannungen
Nackensteifigkeit/Nackenschmerzen
Ohrenschmerzen
Pressen oder Knirschen der Zähne
Schlaflosigkeit
Schluckbeschwerden
Schwindel/Gleichgewichtsstörungen
Sehstörungen/Doppelsehen
Taubheitsgefühl in Armen/Fingern
Taubheitsgefühl im Mund
Temperaturempfindlichkeit
Tinnitus (Ohrgeräusche)
Trigeminusneuralgie
Unklare Bisslage der Zähne
Zahnabrasion/Zahnabnutzung
Zahnlockerung/Zahnwanderung