Kompetenter Mundschluss gilt in Zahnmedizin und Kieferorthopädie als erstrebenswerter Standard. Das heißt: Die Oberlippe und die Unterlippe können im Ruhezustand des Mundes entspannt übereinander liegen. Das wiederum deutet darauf hin, dass Oberkiefer und Unterkiefer ebenso harmonisch miteinander in Bezug stehen. Weder Überbiss, noch Unterbiss, noch Kreuzbiss. Und die Zähne hinter den Lippen stehen auch nicht allzu auffällig quer. Medizinisch gilt dies als erstrebenswert. Doch in der Realität unterliegt dieses Ideal jedoch auch modischen Strömungen.
Medien und kompetenter Mundschluss
Die Fotomodelle, beziehungsweise die FotografInnen, RedakteurInnen und Werbungstreibenden, unserer Zeit finden den Mundschluss offensichtlich uncool. Gelächelt wird schon mal gar nicht. Nein, der Unterkiefer eines Fotoobjekts wird scheinbar entspannt hängen gelassen. So, dass mindestens die hellweißen Schneidezähne zu sehen sind. Historisches Vorbild für diese Präsentation ist vermutlich Brigitte Bardot, denn Nofretete oder Cleopatra hätten sich nicht so portraitieren lassen. Denn dieser nicht nur bei Frauen beliebte Look senkt den wahrgenommenen Intelligenzquotienten in den unteren zweistelligen Bereich. „Mund zu, es zieht“ wäre einem Teenager noch im letzten Jahrtausend korrigierend zugerufen worden. Handelt es sich hier also um ein Generationsthema im Zusammenhang mit Mediennutzung? Oder ist kompetenter Mundschluss auch einfach Geschmackssache?
Die Polaritäten der Kieferspannung
Auffällig ist, dass der Kult um den allzu offensichtlich entspannten Kiefer gerade dann aufkommt, wenn in der Realität die Tendenz, die Zähne zusammenzubeißen zunimmt. Die Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), von der 8% der Bevölkerung als betroffen gelten, kann durch Stress ausgelöst werden. Tatsächlich nimmt die Anzahl der von CMD Betroffenen mit der Pubertät zu und lässt erst im höheren Alter wieder nach. Während also auf Instagram die Selbstportraits mit offenem Mund viel geklickt werden, wird gleichzeitig vor einem neuen No-Go gewarnt: Dem resting bitch face. Deutsch: Ruhendes Hündinnen-Gesicht.
Das klingt also wie ein weibliches Phänomen. Doch es ist Gender-übergreifend. Es geht tatsächlich darum, dass bei vielen Menschen ein entspanntes Gesicht eben nicht Entspannung ausstrahlt, sondern… Verachtung. Obwohl die Mundwinkel und Augenwinkel in aller Unschuld hängen. Und dahinter ein freundlicher Kopf steckt. Die Lösung: Entspannt lächeln, ob mit geschlossenen oder ganz leicht geöffneten Lippen. Und sich lieber um den inhaltlichen Aspekt des Mundschlusses scheren: Nur dann den Mund zum Sprechen öffnen, wenn die Worte 1. notwendig, 2. wahr und 3. freundlich sind.
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