„Sie schreiben in ‚Selbstmarketing für Schüchterne‘, dass Menschen sich selber gar nicht ändern müssen, sondern lediglich die Geschichten, die sie sich selbst erzählen. Bei Schüchternen mag das ja funktionieren. Was ist aber mit Leuten, die Choleriker sind? Bei denen wäre es doch besser, sie würden sich ändern!“ schreibt Frau A.K. aus Hamburg.
Mich ändern oder meine Geschichte?
Ein leicht reizbarer, aggressiver Mensch, der seine Launen an den Mitmenschen auslässt, zählt zu dem destruktivsten auf zwei Beinen. Klar, dass wir wünschen, er würde sich ändern. Oder zumindest sein Verhalten. (Dass Sie sich vor derartigem Verhalten bitte seelisch und körperlich schützen und mit meinen folgenden Aussagen weder Straf- noch Zivilrecht ungültig werden, stelle ich hiermit klar.) Was für ein Gefühl haben Sie, wenn Ihnen jemand sagt, Sie sollen sich ändern? Ungeliebt? Hoffnungslos? Entmutigt? Traurig? Oder eher wütend? Auf sich selbst oder zumindest auf die Person, die diese Forderung an Sie stellt? Haben Sie dann tatsächlich das Bedürfnis, sich zu ändern? Einen Funken Motivation für diesen ohnehin nahezu unmöglichen Akt?
Lassen Sie Luft rein!
Suchen Sie hinter dem als negativ bewertenden Verhalten eine positive Absicht. Das kann zum Beispiel bei einem oder einer cholerischen Vorgesetzten sein: ich möchte meine Abteilung gut vertreten sehen. Oder: ich will das Überleben der Firma sichern.
Das sind glaubwürdig positive Absichten. Kann er oder sie diese nicht direkt äußern und uns den Umweg ersparen? Einigen wenigen Personen scheint das tatsächlich zu gelingen. Doch die meisten Menschen sind eben keine Heilige, sondern menschlich. Und erzählen sich als solche eben ungeprüfte Geschichten. Diese, nach der erkannten positiven Absicht, dann zu ermitteln, gibt der Person den Freiraum, sich nicht mehr mit dieser ungeprüften Geschichte zu identifizieren. Nicht länger Held oder Heldin einer schlechten Seifenoper zu sein. Solche Stories, auch Glaubenssätze genannt, über sich und andere Menschen sind z.B.: „Ich muss perfekt sein“, „Ich bin von Nullen umgeben“, „Wenn ich’s nicht selber mache, wird es nie richtig“, „Ich habe nie Zeit“, „Das Leben ist hart“ oder auch „Ich genüge nicht“, „Ich bin allein“.
Geschichten ändern mich. Und zwar so
Diese Stories zu sammeln und dann zunächst einmal ganz realistisch auf den Wahrheitsgehalt zu prüfen, bringt automatisch neue Perspektiven. Wenn ich zum Beispiel tatsächlich von Nullen umgeben sein sollte, kann ich entweder Einfluss auf das Auswahlkriterium von MitarbeiterInnen nehmen oder die Stelle in Richtung einer herausfordernden Umgebung wechseln. Für den wahrscheinlicheren Fall, dass diese Geschichte nicht stimmt, kann ich wertschätzender mit den ehemals-als-Nullen-bezeichneten Personen umgehen. Eventuell bin ich sogar bereit, ein paar Techniken zu lernen, um meine Kommunikation entspannter und effektiver zu gestalten. Das ist dann eine ganz andere Voraussetzung, als wenn ich zu einem Antiaggressionstraining gebeten werde. Oder gar, wenn ich weiter Zeit mit dieser Art Verhalten verstreichen lasse, dazu gezwungen werde.
Tipps wie Stories erkannt und geändert werden können, finden Sie in „Selbstmarketing für Schüchterne“. Ob Sie sich selbst nun für cholerisch oder eher für sanguinisch, melancholisch oder für phlegmatisch halten.