Fühlst du dich auch unter Druck, zu bestimmten Terminen bestimmte Ziele definieren zu müssen? Nicht nur zu Silvester. Auch vor oder zu runden Geburtstagen. Mal ganz abgesehen von Zielvereinbarungen mit Vorgesetzten im Job. Oder mit dir selber und den KollegInnen, wenn du selbstständig arbeitest.
Da kommt man mit Zielen wie glücklich oder erleuchtet sein, nicht so leicht davon, meint man. Und setzt sich weiter unter Druck, diese auch noch gesellschaftlich kompatibel zu biegen, ohne sich dabei völlig zu verleugnen. Bis einem gar nichts mehr einfällt und es Glück und Erleuchtung weiter erschwert, einen zu finden. Und aus Verzweiflung zum Beispiel einfach eine Geldsumme nennt. Eine hohe Burn-Rate klingt wenigstens nach Erfolg. So schlimm?
Gib Zielen eine Chance
Doch angenommen, du möchtest als Ziel-Skeptiker kritisch ausprobieren, was an dem ganzen Ziele-Hype dran ist: Wie könntest du, Diskretion vorausgesetzt, vorgehen?
Ziele spielerisch entdecken
Die beste Startbedingung ist Akzeptanz. Selbst wenn es dir aus guten und anerkennenswerten Gründen nicht so leicht fällt, Ziele zu formulieren: Egal, was für Ideen aus dir heraussprudeln oder dich von außen inspirieren: Sie sind – solange nicht strafrechtlich relevant – völlig okay. Du willst, was du willst. Nichts ist zu kitschig, zu versponnen, zu materiell oder zu spirituell.
Gibt es überhaupt falsche Ziele?
Nur, wenn du sie ungeprüft übernommen hast. Denn sich zum Beispiel von gesellschaftlichen Erfolgsdefinitionen oder Erwartungen aus dem Elternhaus zwingend beeinflussen zu lassen, ist, zumindest was eigene Ziele angeht, nicht zielführend. Genauso wenig wie aus Prinzip und ungeprüft dagegen zu rebellieren.
Container zum Ziele sammeln
Also: zensiere deine Möglichkeiten nicht, sammel sie. Am besten handschriftlich in einem Notizbuch. Bevor du sie jedoch gar nicht notierst dann eben digital in einer dafür reservierten Datei oder in einer App. Was darin steht, geht niemand anderen etwas an. Weil kaum etwas persönlicher ist als eigene Ziele und sensibler als die Offenbarung davon. Es sollte deine eigene Entscheidung sein, ob und mit wem du diese Informationen teilst.
Beginne deine Liste mit den scheinbar einfachsten Fragen: Was willst du? Erleben? Besitzen? Lernen? Für andere Menschen oder gar die Welt bewirken?
Erst wenn dir da die Einfälle ausgehen: Welche Bereiche deines Lebens sind dir besonders wichtig? Neben Beruf und Partnerschaft gibt es ja auch noch Fitness und Gesundheit, FreundInnen, Finanzen, Inneneinrichtung, Lebensfreude, soziales Engagement, Haustiere. Welche Bereiche fallen dir ein? Welche ignorierst du vielleicht sogar bislang? In welchen davon möchtest du das ändern? Und wodurch? Mit was? Wie?
Woher kommen Ziele also?
Letztlich aus dir selbst heraus. Denn die meisten sind durch deine Stärken, Werte und Erfahrungen zumindest schon angelegt. Deshalb ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass du auch die Kraft und Fähigkeiten hast, derartige Ziele zu erreichen. Oder zumindest, weit in die gewünschte Richtung zu kommen.
Je entspannter und fokussierter du dich mit möglichen neuen Zielen beschäftigst, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass du eine dich selbst überzeugende Auswahl und Klarheit über die Prioritäten erhältst. Vielleicht nicht unbedingt dann, wenn du am Tisch sitzt und darüber grübelst. Sondern dann, wenn du spazieren gehst, unter der Dusche stehst oder Dinge ordnest. Deine innere Stimme flüstert dir zu.
Können Ziele nicht von Außen kommen?
Klar. Das kann wie eine Spiegelung funktionieren. Etwas zieht dich unerklärlich an. Angenommen, du bist reif genug zwischen einer fatalen Attraktion und positiver Anziehung zu unterscheiden: Dann nur zu, setz das auf deine Liste. (Und wenn du nicht reif bist, wirst du vielleicht genau dadurch eine wichtige Lektion erhalten. 😉 )
Ein unangenehmes Gefühl als Hinweis?
Tatsächlich kannst du mögliche Ziele auch daran erkennen, dass du grün anläufst, wenn du bei anderen Menschen Dinge oder Erfolge siehst. Grün vor Neid. Ja, du. Auch und gerade, weil du ja eigentlich jedem und jeder den Erfolg und die fettesten Autos, Häuser oder Cocktailkleider gönnst. Und dann kommt dieses unangenehmste aller Gefühle auf, wenn du hörst, dass jemand mal vier Wochen nichts tut, einen Kriminalroman veröffentlicht oder sich – wie anachronistisch! – verlobt hat?
Dann den Neid voll fühlen, 90 Sekunden sollten reichen, tief durchatmen, lächeln und dankbar sein: Dir wurde gerade effektiv gezeigt, wo es für dich weiter langgehen könnte.
Liebe, Stärken, Passion, Einzigartigkeit. Oder einfach Hass?
Neben dem, was du willst, und den Veränderungen, die du anstrebst, kannst du möglichen Zielen auch anders auf die Schliche kommen: Durch deine Stärken und Kompetenzen, bisherige Leistungen, deine Leidenschaften, durch das, was du liebst. Wie leicht fällt es dir, eine Liste zu erstellen mit 25 Dingen, Tätigkeiten oder gar Personen, die du liebst? Mehr Zeit damit zu verbringen, wäre ein Beginn eines Plans.
Und manchmal ist es leichter, sich zu überlegen, was man hasst oder nie wieder erleben will. Zum Beispiel von einem Vorgesetzten oder Kollegen mies behandelt zu werden. Oder in der Küche an einer Arbeitsplatte zu stehen, die nicht die passende Höhe hat und so einen Rundrücken verursacht.
Dann braucht es nur noch den Zwischenschritt des Gegenteils davon. Also berufliche Selbstständigkeit oder eine Anstellung, in der eine respektvollere Kultur gelebt wird. Oder eben eine neue Küche oder zumindest eine aufgebockte Arbeitsplatte.
Zielfindungs-Spezialität für Introvertierte
Wenn es stimmt, was WissenschaftlerInnen wie Debra Johnson erforschten, dass das Gehirn von Extravertierten vor allem dort durchblutet ist, wo die Sinnesorgane ihre sinnlichen Informationen einbringen. Und Introvertierte ihr Hirn eher gleichmäßig durchbluten, auch und gerade den vorderen Stirnlappen, wo das Denken und Planen zuhause ist. Dann haben sie dort einen Platzvorteil! Ihre Vorstellungskraft.
Eine etwas mühsamere Art der Sinnlichkeit, zugegeben. Doch, mehrfach geübt, kann die ein Genuss sein. So wie wahrhaftige Literatur oder wunderbar konstruierte Fugen. Fühle dich tief in die Details ein, so entspannt, wie es dein bevorzugter parasympathischer Neurotransmitter ohnehin bevorzugt.
Und du wirst sehen: Dann zieht die Vision dich so weit bis sie Wirklichkeit wird. Gut, ein Plan mit 3 bis 5 Zwischenschritten, Meilensteinen, ist hilfreich. Und deine tägliche, mutige Umsetzung der einzelnen Schritte darauf zu, ist Bedingung. Mache es einfach einfach, als ob es ein Spiel wäre. In deiner besten Rolle. Action!
Acting ist Freude.
Deshalb ist jetzt erstmal dein nächster Schritt, damit zu beginnen, die Ziele zu sammeln, die dir Freude machen.