Ist es sinnvoll, mich selbst zu etwas zu motivieren, was ich eigentlich gar nicht machen will? Beispielsweise Gemüse essen.
Vor ein paar Wochen passierte es: Ich wickelte frisch gewaschene Salatblätter in eine gerade aufgebackene Pizza Margherita. Da schoss mir der Gedanke durch den Kopf:
„Ohne Pizza krieg ich Gemüse einfach nicht runter.“
Hoppla! Schließlich übte ich als Körperpsychotherapeutin und Coach, meine Gedanken – so weit möglich – zu bemerken. Etwas zu denken, heißt ja noch lange nicht, den Worten zwingend glauben zu müssen. Und den hier fand ich auch noch witzig. Doch: War das hier ein Glaubenssatz, einfach ein aufgeschnappter Gedankenvirus? Ein möglicher Kochbuch-Bestsellertitel? Oder war da wirklich was dran?
Definitiv war ich keine Rohkostlerin. Lebte weitgehend vegetarisch. Doch: Ich mag mein Essen warm. Das empfahlen ja schon die taoistischen Mediziner:innen. Konnte ich nun, wenn ich solch einen Gedanken hatte, meine Jeansgröße mehr, meine 4 Kilo mehr, wirklich noch auf den Corona-Lockdown schieben? Oder war hier etwas im Gange, das ich, wenn gelöst, auch bei interessanten Themen würde anwenden können? Meine berufsbedingte Neugier war geweckt.
Bestandsaufnahme der Post-Lockdown-Fettlebe*
Klar war da auch die ganze Orga dahinter, die Gemüse essen so unattraktiv macht. In Fastfood-Restaurants sind die gemischten Salate ja auch eher ein kostenintensives Alibi. So viel mehr Zeit wird mit Waschen, Putzen schneiden verbracht als bei anderen Angeboten. Bei Convenience Food, Komfort-Essen, wie der Name schon sagt.
Was unterschied das Ich von Heute von dem von Anfang 2020? Einiges. Drei davon picke ich hier einmal raus, um dann näher darauf einzugehen:
- Damals war ich Mitglied eines Fitnessstudios und hatte angefangen zu joggen.
- Bis 2020 nahm ich mir die Zeit, besonders wohlschmeckende Salatsaucen selbst zu machen.
- Vor dem Lockdown hielt ich Gluten für Teufelswerk.
Was könnten bei dir, wenn du überhaupt dieses Thema hast, die Unterschiede sein?
Die ersten Folgerungen für weniger Gewicht und mehr Gemüse essen
Zu 1. Ich war umgezogen, kein Fitness-Center in der Nähe. Und: Mein Mensikus machte Probleme. Nicht nur beim Joggen, auch beim Brustschwimmen. Ausgerechnet der Sportart, die mir noch am meisten lag. Die Froschbewegung der Beine war nicht förderlich. Konsequenz: Kraulen lernen. Wurde im Hallenbad um die Ecke angeboten. An Tagen, an denen ich nicht ins Schwimmbad gehen kann, spaziere ich durch den Wald, gelegentlich mit sehr kurzen Sprints. Und, wenn das nicht drin ist: 15 Minuten Gymnastik auf der Matte ist leider das Mindeste.
Zu 2. Ja, Salatsaucen. Das kann ich wieder machen. So wie damals, vielleicht sogar besser: Olivenöl, Essig, Sojasauce, etwas Ingwer, eventuell Knoblauch, Gewürze, vielleicht noch Hüttenkäse oder Joghurt dazu. Und das dann gleich für 5 Portionen, in ein Glas und in den Kühlschrank damit. Schmeckt sehr zu Salat und anderem Gemüse, das dann auch warm dazugeschnitten werden kann. Oder gleich auf Gemüse und dann überbacken. Gerne auch mit Parmesankäse. (Ich muss jetzt aufhören, sonst schreibe ich noch ein Kochbuch!)
Zu 3. „Gluten ist nur für Menschen mit Zöliakie schädlich“ sagte mir ein Schulmediziner aus der Verwandtschaft die letzten Jahre öfter mal. Vielleicht hatte ich mich davon beeinflussen lassen. Inzwischen aß ich sogar wieder normale Weizennudeln, toastete mir Vollkornbrot, um es mit Käse zu belegen, und ja, manchmal verspeiste ich sogar Stückchen, Teilchen, Törtchen. Die Jahre davor hatte ich mich von einem IGg-Test überzeugen lassen, dass ich „Gluten nicht vertrage“. Okay, das ist keine Zöliakie-Diagnose. Doch damals hatte ich glutenfrei gelebt, auf das pappsatt sein schon bald leichter verzichtet. Und auch mehr Gemüse essen wollen. Konsequenz: Gluten ist wohl einfach nicht meins. Lassen.
Verhalten bemerken, um Gemüse zu essen
Nicht nur die Gedanken spielen eine Rolle, auch und gerade das Verhalten. Während ich diesen Text hier schrieb, ertappte ich mich dabei, eine Pizza in den Ofen zu schieben! Es war kurz vor 11 vormittags. Ich hatte noch nicht mal Appetit. Das war richtig unheimlich… Ich machte den Ofen aus und legte die Pizza zurück in die Tiefkühltruhe. War das mein Unbewusstes? Das bemerkte Verhalten hat Folgen: Keine Pizza mehr ins Haus. Zusätzlich meinen Wert ‚Gesundes Wohlbefinden‘ ganzheitlich verankern, mit dem intrinsischen Motivator ‚Meisterschaft‘ verknüpfen, letztlich Selbsthypnose dazu gestalten und anwenden. Schließlich hat Gemüse Vitamine und Ballaststoffe und macht letztlich glücklicher als Happy Meals. Heute Mittag gibt es Kartoffeln mit Quark.
*Kein Tippfehler: Die Fettlebe – nicht Fettleber – steht sogar im Duden.