Manifest – Was ist und wer braucht das?

Ein Füllfederhalter zieht eine Linie, um Manifest zu symbolisieren

Der Begriff Manifest kommt aus dem Lateinischen von Manifestus, handgreiflich (Mani steht dabei für Hand) machen. Also: Etwas Unsichtbares offenbaren.

Selbst eins zu definieren, klingt schonmal sehr selbstbewusst. Als würdest Du – oder eine Gruppe Gleichgesinnter – wissen, schreiben, sagen, wo’s langzugehen hat. Wie das kommunistische Manifest von Karl Marx. Das weniger bekannte kapitalistische Manifest von Johan Norberg. Die Programme von politischen Parteien. Oder das Manifest für agile Softwareentwicklung, von einer ganzen Gruppe unter

Beispiele von Manifesten für Unternehmen

Patagonia, Outdoor-Bekleidung, ist einer der Pioniere, diese Kommunikationsform für Unternehmen anzuwenden.

Auch Handwerksbetriebe wagen sich daran.

Nike hatte erst neulich wieder eins.

Meine Meinung dazu.

Für wirklich sinnvoll halte ich Manifeste, wenn sie gemeinsam von dem Team entwickelt wird, das diese Werte dann auch offiziell zu leben beabsichtigt. So wie eine gemeinsame Vision entwickelt wird. Weil da der Prozess des gemeinsamen Erarbeitens so wertvoll ist wie das Ergebnis. Wahrscheinlich sogar wertvoller.

Ein von der Geschäftsführung aufgedrücktes Manifest, wenn nicht zumindest anschließend offen diskutiert und vielleicht sogar korrigiert, ist Glückssache. Denn:

So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.

Johann Wolfgang von Goethe, den ich eigentlich für altklug und – im Gegensatz zu Schiller – für überbewertet halte, doch der da leider mindestens zum zweiten Mal richtig liegt.

Warum ich kein Manifest veröffentliche

Ein eigenes Manifest halte ich für mich für übertrieben. Meine Werte sind, hoffentlich, an Handlungen zu erkennen. Klar, halte ich mich an die ethischen Standards der International Coach Féderation (ICF), nach denen ich geprüft wurde.

Die Geschichte hinter meiner Manifest-Abneigung

Vor vielen Jahren nahm mich eine damalige Freundin zu einem Workshop mit. Es ging angeblich um Persönlichkeitsentwicklung. Der Ort war ein Seminarhaus in der Nähe von Hamburg, im Besitz eines seriösen Unternehmens.

Der Personenkult um den Mann hinter der Gemeinschaft war schon so groß, dass er sich, vorbereitend auf eine dann folgende längere Veranstaltung, von Jünger:innen vertreten ließ.

Dazu 30 Teilnehmende, weitgehend hanseatisch wirkend. Da war zunächst viel Theorie über Gefühle und Emotionen und Spirituelles. Und ich weiß nicht, ob das schon einleitende Gehirnwäsche war. Denn dann folgte die Praxis.

Der Amerikaner hatte etwas ganz besonderes vorbereitet. Er war nämlich offenbar der Meinung, dass das Vaterunser, so wie die meisten es wohl kennen, überholt ist. Und sein eigenes geschrieben. Eine Jüngerin erklärte Zeile für Zeile, warum.

Ich bin selber sicher, dass Gott alles ist: eine Frau und divers und allparteilich und eine Energie und ein ganzes Universum. Jeder und jede soll ja die Freiheit haben, Texte zu ändern, wenn sie ihm nicht passen.

Und ich dachte auch, diese ach so kreative Aufgabe käme jetzt auf mich zu.

Doch es kam anders. Die Jünger:innen forderten dazu auf, den so überzeugendenen Text des amerikanischen Meisters gemeinsam laut zu sprechen, zu beten. Und das wurde tatsächlich durchgezogen. Die 30 Teilnehmenden, die meisten durchaus mit bürgerlichem, wenn nicht gar hanseatischem, Hintergrund, machten emsig, eifrig mit. Außer: Mir. Ich stand auf, machte meinem Ärger Luft und ging.

Seitdem mag ich einfach keine Manifeste.

Doch offenbar funktionieren sie.

Ueberblick ueber Prokrastination System

Susanne Hake

Praxis für Osteopathie,

Körperpsychotherapie

und Coaching

Susanne-Hake-Kopf-und-Torso-vor-Himmel-als-Hintergrund

Foto: dpa.com/Silas.Stein

Entspannter leistungsfähig:

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